Mauerbau und Geheimnisverrat

Deutschland 1961 – ein Land wie jedes andere? Auch wenn die meisten Trümmer weggeräumt sind: Die Spuren der Kriegszerstörungen sind unübersehbar. Und doch blickt man in Westdeutschland dank «Wirtschaftswunder» und politischer Stabilität recht entspannt in die Zukunft. Man spart auf einen Kleinwagen, geht ins Kino und registriert erfreut, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen den Bürgern ein weiteres Programm spendiert, das ZDF. In der DDR dagegen spitzt sich die Lage zu: Dem «Arbeiter- und Bauernstaat» laufen die Arbeiter und Bauern weg. Monat für Monat erreichen Tausende DDR-Bürger die Auffanglager in West-Berlin, allein im Juli 1961 sind es über 30.000.

Deutschland 1961 – ein Jahr wie jedes andere? Berlin kommt nicht zur Ruhe. 1961 ist das Jahr, in dem Weltgeschichte geschrieben wird. In dem sich der Kalte Krieg zwischen Ost und West dramatisch verschärft und Kriegsgefahr in der Luft liegt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das SED-Regime und dessen sowjetische Schutzmacht auf die Massenflucht reagieren wird. In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 beginnen die Grenztruppen der DDR mit der hermetischen Abriegelung West-Berlins vom Gebiet der DDR. Die Berliner Mauer wird zur Todeszone für viele, die den Glauben an die Segnungen des Sozialismus ostdeutscher Prägung verloren haben und sich auf den lebensgefährlichen Weg Richtung Westen machen.

«Antifaschistischer Schutzwall» ... «Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.» Mit diesem Satz geht Walter Ulbricht, der Staatsratsvorsitzende der DDR, in die Geschichte ein. Keine zwei Monate später ist sein Versprechen Makulatur, die «Option Mauer» wird von Tag zu Tag konkreter. Bis das ZK der KPdSU um Generalsekretär Nikita Chruschtschow grünes Licht gibt und die «Baubrigaden der sozialistischen Arbeit» mit LKWs voller Baumaterial und Stacheldraht zur Sektorengrenze aufbrechen. Die Mauer zwischen Ost-Berlin und West-Berlin wird Realität. Wie soll man sich an die klaffende Wunde gewöhnen, die das Gesicht der Frontstadt verwüstet? Schlagzeile der BILD-Zeitung: «Der Osten handelt – was tut der Westen? Der Westen tut NICHTS!»

«Mauern und Lügen». Im vierten Band seiner historischen Krimi-Reihe nimmt Ralf Langroth uns mit in die dramatischen Tage im August 1961. Auf dem Frankfurter Flughafen kann BKA-Hauptkommissar Philipp Gerber in letzter Sekunde ein Attentat auf General Hiram C. Anderson, seinen ehemaligen Chef beim US-Militärgeheimdienst, vereiteln. Anderson hat nicht nur private Gründe für seinen Deutschland-Besuch: Er will Philipp vor einem möglichen Doppelagenten und Landesverräter warnen. Währenddessen gerät Gerbers Freundin Eva Herden zwischen die Fronten. Bei einem Treffen erhält die Journalistin Informationen darüber, dass eine Mauer gebaut werden soll – mitten durch Berlin.

Zeitgeschichte & Zeitkolorit. Einige der wichtigsten politischen Akteure jener Jahre tauchen in Langroths historischem Kriminalroman auf. Bundeskanzler Konrad Adenauer, der in seine vierte und letzte Amtszeit geht; Hans Globke, Mitverfasser der Nürnberger Rassengesetze und zwischen 1953 und 1963 Chef des Bundeskanzleramtes; Willy Brandt, regierender Bürgermeister von Berlin; Egon Bahr, Leiter des Presse- und Informationsamtes des Landes Berlin. Sogar Hollywood-Legende Billy Wilder taucht in einer kleinen Nebenrolle auf. Zeitkolorit spiegelt sich aber auch in vielen kleinen Dingen des Alltags: Kaugummis der Marke Wrigley’s Spearmint, das Fläschchen Togal aus der Bahnhofsapotheke, die Overstolz-Zigaretten, Opel Kapitän und «Brezelkäfer» ...

Schillernde Romanfiguren. Majorin Galina Markowa, einst berüchtigte Scharfschützin der Roten Armee, jetzt KGB-Führungsfigur: «schön, gefährlich und eiskalt». Pjotr Nikolajewitsch Semjonow, Generalmajor in der Auslandsaufklärung des KGB; ohne Gerbers Hilfe wird er es als Überläufer mit brisanten Informationen nicht in den Westen schaffen. Reinhard Gehlen, Ex-Wehrmachtsgeneral und Leiter des Bundesnachrichtendienstes, ein skrupelloser Antikommunist, dessen Büro in der Pullacher BND-Zentrale früher das Schlafzimmer von Hitlers Vertrautem Martin Bormann war. Heinz Felfe, ehemaliger Angehöriger des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS und später deutscher Doppelagent ...

Aus dem Nachwort des Autors: «Die Mauer, die Berlin einst teilte, ist heute nur noch eine mehr oder minder ferne Erinnerung und für die nach ihr Geborenen nur noch ein Stück Geschichte. Als ich geboren wurde, stand sie bereits, und in meiner Kindheit und Jugend war sie eine so unverrückbare Realität, dass ich auf ihren Fall nicht hätte wetten mögen. Zum Glück gehört es zu den Unwägbarkeiten des Schicksals, dass es auch Erfreuliches bereithält. Der Fall der Mauer, der Niedergang des SED-Regimes, die Wiedervereinigung Deutschlands – das alles konnte man von den frühen Sechzigern bis zu den späten Achtzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts zwar erhoffen, aber nicht wirklich erwarten.»

Mauern und Lügen

Mauerbau und Geheimnisverrat: Ein neuer Fall für BKA-Hauptkommissar Philipp Gerber

August 1961. Auf dem Frankfurter Flughafen vereitelt BKA-Hauptkommissar Philipp Gerber in letzter Sekunde ein Attentat auf General Hiram Anderson, seinen ehemaligen Chef beim US-Militär-geheimdienst. Offiziell ist Anderson privat nach Deutschland zurückgekehrt, doch er verfolgt auch geheime politische Pläne. Er will Philipp vor einem gefährlichen Doppelagenten und Landesverräter warnen. Während Gerber fieberhaft versucht, die Drahtzieher des Anschlags ausfindig zu machen, gerät seine Freundin Eva Herden zwischen die Fronten: Sie erfährt, dass eine Mauer zwischen Ost- und West-Berlin gebaut werden soll. Wie soll die Journalistin mit dieser äußerst brisanten Information umgehen, die das Leben so vieler Menschen komplett verändern würde?

Bestsellerautor Ralf Langroth erzählt die Meilensteine der deutschen Nachkriegsgeschichte als packende Thrillerreihe:

Band 1: «Die Akte Adenauer»

Band 2: «Ein Präsident verschwindet» 

Band 3: «Das Mädchen und der General»

Band 4: «Mauern und Lügen»   


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PHILIPP GERBER

Philipp Gerber, Anfang/Mitte vierzig, ist 1933 mit seinen Eltern und Geschwistern in die USA emigriert. Im Krieg kehrt er als Angehöriger des amerikanischen Militärgeheimdienstes CIC nach Deutschland zurück. Eigentlich hat er eine Karriere als Juradozent in Harvard vor Augen, doch dann wird er Kriminalhauptkommissar beim BKA – und «Adenauers Mann».

EVA HERDEN

Eva Herden, in den Zwanzigern, hasst den Krieg, durch den sie ihre ganze Familie verloren hat. Deshalb ist sie gegen Adenauers Bestrebungen, die BRD aufzurüsten und an die Westmächte zu binden. Sie ist Journalistin beim kommunistischen Nachrichtenmagazin Brennpunkt Bonn.

1961 – Eine kleine Jahreschronik

  • Januar: Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler gewinnen am 26. Januar in Berlin zum dritten Mal in Folge die Eiskunstlauf-Europameisterschaft im Paarlauf.
  • Februar: Am 1. Februar kommt John Hustons Film Misfits – Nicht gesellschaftsfähig in die amerikanischen Kinos. Es soll für die beiden Hauptdarsteller Clark Gable und Marilyn Monroe der letzte Film werden.
  • März: Am 17. März einigen sich die Ministerpräsidenten der Bundesländer in Bonn darauf, das öffentlich-rechtliche Fernsehen durch ein zweites Programm zu ergänzen – die Geburtsstunde des ZDF.
  • April: Am 12. April umkreist der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch in einem Raumschiff die Erde. «Kommunismus verwirklicht kühnste Träume der Menschheit» schreibt das Neue Deutschland in einem Extrablatt.
  • Mai: Wem die Stunde schlägt (einer seiner großen Filmerfolge) heißt es für Gary Cooper. Am 13. Mai, wenige Tage nach seinem sechzigsten Geburtstag, erliegt der Hollywood-Star einer Krebserkrankung.
  • Juni: Am 3. und 4. Juni treffen sich US-Präsident John F. Kennedy und der sowjetische Ministerpräsident Nikita Chruschtschow in Wien. Chruschtschow beharrt auf seiner Forderung, West-Berlin zu entmilitarisieren, und will notfalls einen Separatfrieden mit der DDR schließen.
  • Juli: Wem die Stunde schlägt (einer seiner großen Bucherfolge) heißt es auch für Ernest Hemingway. Am 2. Juli erschießt sich der von Krankheiten gebeutelte Schriftsteller und Nobelpreisträger.
  • August: Am 9. August erreicht die Flüchtlingswelle in Berlin mit 1926 Ostdeutschen, die an diesem Tag über die Sektorengrenze nach West-Berlin strömen, eine neue Höchstzahl.
  • September: Bei den Bundestagswahlen am 17. September verliert die CDU/CSU-Fraktion ihre absolute Mehrheit, bleibt aber stärkste Kraft im Deutschen Bundestag. Gemeinsam mit der FDP wird sie eine Regierung bilden, mit Konrad Adenauer zum vierten – und letzten – Mal als Bundeskanzler.
  • Oktober: Am 25. Oktober erlebt das Musical My Fair Lady in West-Berlin seine deutsche Uraufführung – mit großem Erfolg.
  • November: Am 14. November wird in Bonn zum ersten Mal eine Frau als Bundesministerin vereidigt. Elisabeth Schwarzhaupt (CDU) übernimmt das eigens zu diesem Zweck neu geschaffene Gesundheitsministerium. Die CDU-Frauen hatten zur Durchsetzung ihrer Forderung nach einer Frau im Kabinett eine Sitzblockade im Kanzleramt durchgeführt.
  • Dezember: Am 15. Dezember wird in Jerusalem der ehemalige SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, einer der Hauptorganisatoren des Holocaust, wegen Verbrechen gegen das jüdische Volk, Verbrechen gegen die Menschheit und weiterer Anklagepunkte zum Tod verurteilt. Das Urteil wird am 31. Mai 1962 vollstreckt werden.

Die Philipp-Gerber-Romane

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