Philipp Gerber, Ende dreißig, ist 1933 mit seinen Eltern und Geschwistern in die USA emigriert. Im Krieg kehrt er als Angehöriger des amerikanischen Militärgeheimdienstes CIC nach Deutschland zurück. Eigentlich hat er eine Karriere als Juradozent in Harvard vor Augen, doch dann wird er Kriminalhauptkommissar beim BKA – und «Adenauers Mann».
1954: Über Nacht verschwindet Verfassungsschutzpräsident Otto John – und taucht in Ost-Berlin wieder auf. Wurde er, wie er später behauptet, tatsächlich entführt – oder ist er als ehemaliger Angehöriger des Widerstands gegen Hitler zum «kommunistischen Feind» übergelaufen? Für die westdeutsche Regierung ist der «Fall John» ein einziges Ärgernis. Auf Wunsch von Konrad Adenauer übernimmt Philipp Gerber von der Sicherungsgruppe Bonn die Ermittlungen. Gerber hat dem Bundeskanzler schon einmal geholfen, diesmal treibt ihn aber vor allem ein persönliches Motiv. Seine Geliebte, die Journalistin Eva Herden, ist verschwunden, ein Foto zeigt sie an der Seite von Otto John. Als ein Barbesitzer aus dem Rotlichtmilieu ermordet wird, der viele Geheimnisse der Polit-Elite kannte, steht Eva unter doppeltem Verdacht: als Mörderin und kommunistische Agentin, die den Mann im Auftrag der Sowjets ausgeschaltet haben soll. Als Gerber sich in Berlin, der Frontstadt des Kalten Kriegs zwischen Ost und West, an die Fersen der Verschwundenen heftet, bekommt er es mit Walter Dorst zu tun. Einem Mann, der skrupellos tötet, wenn es sein Auftrag verlangt – und dem es offenbar egal ist, ob er im Sold der Nazis, der Fremdenlegion oder des russischen Geheimdiensts steht.
Immer klarer wird, dass Reinhard Gehlen eine der Schlüsselfiguren der «Affäre John» ist. Der ehemalige Generalmajor der Wehrmacht baut von Pullach bei München aus den westdeutschen Auslandsgeheimdienst auf – unter Protektion der Amerikaner. Für Adenauer ist die Einbeziehung von Alt-Nazis wie Hans Globke, dem Mitverfasser und Kommentator der Nürnberger Rassengesetze, oder Gehlen eher ein funktionales als ein moralisches Problem: «Warum sollen se denn nicht dabei helfen, das alles wieder aufzubauen? Ist doch wohl ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit …»
An Gehlen kommt auch Philipp Gerber nicht vorbei. Seit man ihn für mehrere Tage im berüchtigten U-Boot, der zentralen Untersuchungshaftanstalt des NKWD in Hohenschönhausen, festgehalten und verhört hatte, ist ihm klar, dass er zwischen allen Stühlen sitzt. Dem amerikanischen Geheimdienst kann er nicht trauen, dem sowjetischen erst recht nicht. Trotzdem lässt Gerber sich darauf ein, Otto John aus der Ost-Berliner «Schutzhaft» zu befreien und mit ihm auch Eva Herdens Vater in den Westen zu bringen. Aber nicht alle Beteiligten werden die riskante Befreiungsaktion überleben …